Die CURTA ist die kleinste, industriell gefertigte, mechanische Rechenmaschine der Welt. Sie war ein Meilenstein in der Entwicklung der Rechentechnik von Kleinmaschinen. Die CURTA wurde in Liechtenstein ab 1947 entwickelt und bis 1971 produziert. Die Herstellerfirma Contina AG war der erste Industriebetrieb in Mauren und sehr wichtig für den Einstieg der Gemeinde ins Industriezeitalter. Die Firma schuf viele Arbeitsplätze und Lehrstellen und war am Übergang Liechtensteins vom Agrarland zum Industrieland entscheidend beteiligt.

Nach Ende des zweiten Weltkriegs hörte die Fürstliche Familie von Liechtenstein, welche auf der Suche nach der Ansiedlung von neuen Betrieben in Liechtenstein war, von einem kleinen Rechenwunderwerk des Erfinders Curt Herzstark. Die Gespräche führten 1946 zur Gründung der Contina AG und dem Bau eines Produktionsbetriebs für Büro- und Rechenmaschinen in Mauren.

Die Schweizer Behörden wehrten sich erfolglos gegen die Firmengründung, da die Schweiz ebenfalls eine Industrie für Rechen- und Büromaschinen hatte und die Abwanderung von Fachkräften befürchtete.

Eine grosse Hürde beim Aufbau der Produktion war das Fehlen von qualifizierten Fachkräften im Lande. Daher wurden in der Contina AG schon von Beginn an Lehrlinge ausgebildet. Herzstark zog sich nach erfolgreichem Aufbau der Produktion der Rechenmaschinen und einigen turbulenten Entwicklungen bei der Finanzierung der Contina AG aus der Firma zurück.

Die bald „Curta“ genannte Rechenmaschine wurde zum einzigen je in grossen Mengen hergestellten mechanischen Taschenrechner der Welt. Sie kam vor allem bei Kaufleuten, Technikern, Architekten, Ingenieuren, Chemikern und Wissenschaftlern zum Einsatz. Sie ist heute noch sehr begehrt bei Sammlern von historischen Rechenmaschinen.

 

Curt Herzstark wohnte bis zu seinem Tode 1988 in Nendeln, Liechtenstein.

2016 erhielt das Liechtensteinische Landesmuseum aus dem Nachlass von Curt Herzstark alle Prototypen und Modelle als Schenkung. Das LLM verfügt dadurch über eine lückenlose Dokumentation der Entwicklung der Rechenmaschine. Die Palette enthält den ersten Prototypen aus Wien (1938), das erste Modell von 1945, die ersten Versuchsmuster aus Mauren, weitere Prototypen und eine Sammlung mit technischen Dokumentationen.

 

Die Ausstellung zeigt den wechselhaften Lebenslauf des Erfinders und die Entwicklung der Rechenmaschinen anhand von vielen, einzigartigen Objekten und Dokumentationen aus dem Bestand des Liechtensteinischen Landesmuseums und dem privaten Nachlass von Curt Herzstark. Das wirtschaftliche Umfeld der damaligen Zeit und der tragische Werdegang der Herstellerfirma Contina AG in Mauren werden beleuchtet.

Anhang

1938 meldete der Wiener Curt Herzstark (1902-1988) ein Patent für eine kleine

„Rechenmaschine mit Staffelwalze“ an. Daraus entstand später die CURTA Rechenmaschine. Der erste Prototyp von 1938, welchen Curt Herzstark in der Fabrik seines Vaters in Wien aufbaute, ist heute im Bestand des Liechtensteinischen Landesmuseums. Für die Weiterentwicklung der Rechenmaschine blieb wegen des zweiten Weltkriegs keine Zeit. Im väterlichen Betrieb mussten Messmittel für die deutsche Wehrmacht hergestellt werden. 1943 wurde Curt Herzstark verhaftet und als politischer Häftling in das Konzentrationslager Buchenwald eingeliefert. Er durfte abends und am Sonntag Pläne für die Rechenmaschine zeichnen. Nach der Befreiung aus dem KZ liess er neue Zeichnungen erstellen und Prototypen in Sömmerda bauen. Als die Stadt der russischen Besatzungszonen zugeteilt wurde, flüchtete Herzstark nach Wien und versuchte Geldgeber für seine Rechenmaschine „Liliput“ zu finden.

Als Fürst Franz Josef II. 1946 auf die Erfindung aufmerksam wurde, lud er Herzstark auf das Schloss in Vaduz ein und gründet eine Firma zur Fabrikation von Büro- & Rechenmaschinen, die Contina AG.

Curt Herzstark baut den Fertigungsbetrieb unter schwierigen Bedingungen auf. Er zog sich nach wenigen Jahren aus dem Betrieb zurück, da man ihn um seine finanzielle Beteiligung betrügen wollte. Er lebte bis zu seinem Tod 1988 in Liechtenstein.

 

Die Contina AG diversifizierte früh in verschiedene Produkte wie Messmittel, Spiegelreflexkameras, Plattenspieler und Filmkameras. Curt Herzstark war zu dieser Zeit allerdings nicht mehr in der Firma tätig. Viele Entwicklungen mussten aber wegen technischer Probleme oder wegen Fehleinschätzungen des Marktes eingestellt werden.

1965 war die Firma finanziell am Ende und wurde von der Bautechnologiefirma Hilti AG übernommen. Die Hilti AG war zu dieser Zeit in einer grossen Expansionsphase und war an den qualifizierten Mitarbeitern und den Gebäuden mit der Infrastruktur interessiert.

Mit Ausnahme der Curta Rechenmaschine, welche bis 1971 gebaut wurde, wurde die Herstellung aller Produkte der Contina AG bald eingestellt.

 

Die Sonderausstellung «Die Curta – Made in Liechtenstein» dauert vom 20. Mai bis zum 29. August 2021.

 

Live-Stream Vernissage, Mittwoch, 19. Mai 2021, 18 Uhr

Bei der Live-Stream Vernissage am Mittwoch, 19. Mai 2021, um 18 Uhr begrüsst Sie Prof. Dr. Rainer Vollkommer, Direktor des Liechtensteinischen LandesMuseum und Jasmin Collini Heidegger, Stiftungsrats-Präsidentin des Liechtensteinischen LandesMuseums, spricht die Grussworte. Hansjörg Nipp, Kurator der Ausstellung, führt in das Thema ein.

Den Link zur Live-Stream Vernissage finden Sie unter: www.landesmuseum.li

 

Liechtensteinisches LandesMuseum
Prof. Dr. Rainer Vollkommer
Direktor
Städtle 43, Postfach 1216490 Vaduz
Fürstentum Liechtenstein
Telefon: +423 239 68 20

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