Liechtenstein profitiert vom Ringen um die beste Forschung und Wissenschaft im Land. Mit der privaten UFL hat sich in den letzten 20 Jahren ein Player etabliert, der internationale Anerkennung geniesst. Darauf ausruhen will sich die vergleichsweise junge Universität keinesfalls. „Wir werden uns tiefgreifender verändern“, kündigt Rektorin Dr. Barbara anlässlich des Rückblicks auf das Universitätsjahr 2021 an.

Mit der UFL zum wichtigsten Bildungsstandort

In ihrem Grusswort lobte die Gemeindevorsteherin von Triesen den Beitrag der Universität zum Bildungsstandort: Triesen sei seit Gründung der UFL «eine grosszügige Partnergemeinde, die das Ansinnen qualitativ hochwertiger Lehre und Forschung der UFL stets unterstützt», so Daniela Erne anlässlich der Medienorientierung. Davon würden beide Partnerinnen gleichermassen profitieren, und das Ziel sei klar: «Triesen soll seine Position als Bildungsstandort Nummer eins in Liechtenstein weiter festigen». Mit ihren öffentlichen Veranstaltungsreihen erfüllt die UFL ihren gesellschaftlichen Auftrag zum Wissenszugang und Wissenschaftstransfer. Sehr gut angenommen worden seien erneut die „Wissenschaftsgespräche Triesen“, die 2021 zum zweiten Mal (und im April 2022 bereits zum dritten Mal) stattgefunden haben.

 

Eine Grösse in Liechtenstein

Dr. Heinz Frommelt, Co-Vorsitzender des Universitätsrates und strategischer Experte mit Liechtenstein-Bezug in diesem Gremium, kann den Wert einer wissenschaftlichen Institution wie der UFL für das Land nicht hoch genug schätzen: Auch ein Kleinstaat wie Liechtenstein messe sich international, sagte er anlässlich der Medienorientierung: «Liechtensteins Hauptressource ist die Bildung». Daher sei es nur positiv, wenn sich auch private Universitäten komplementär in die Bildungslandschaft einfügen. Dies fördere die beste Bildung und Forschung im Land selbst und sei zudem ein Aushängeschild nach aussen. Weder Liechtenstein noch deren Forschungseinrichtungen müssten sich verstecken. Allein schon auf den Fakt, dass sich international renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den Dienst der Triesner Universität stellen und an ihrer Prosperität mitwirken wollen, gibt Anlass, stolz zu sein. „Wir haben allen Grund, selbstbewusst nach aussen aufzutreten und die Forschung, wie wir sie hier in Triesen erleben, auf der internationalen Bühne darzustellen“, so Dr. Frommelt.

Dass dies kein Wunschdenken ist, belege nicht nur die eindrückliche Zahl von über 80 Prozent ausländischer Studierender an der UFL, sondern eben auch die hochkarätige Forschungstätigkeit, welche die Universität gerade in den letzten beiden Jahren ausbauen konnte. Als ehemaliger Justizminister weiss er auch um die Bedürfnisse der Judikative im Land.
So seien beispielsweise die wissenschaftlichen Arbeiten der Studierenden wertvoll für Gesetzgebungsprozesse. Kaum eine Universität ausserhalb des Landes kann sich wissenschaftlich derart intensiv mit Liechtenstein-spezifischen Themen rechtsvergleichend auseinandersetzen, wie dies an der UFL möglich ist.

 

Institutionelles Evaluierungsverfahren

Auch institutionell hat sich die UFL stark entwickelt. 2021 startete die UFL das zweite institutionelle Evaluationsverfahren, das erneut von der Akkreditierungsagentur ACQUIN durchgeführt wurde und im Sommer abgeschlossen sein wird. Zwar könne und wolle sie dem Ergebnis nicht vorgreifen, erklärt Rektorin Dr. Barbara Gant. Soviel aber sei gesagt: «Wir haben in den Jahren seit der letzten Evaluation die Universität in allen Bereichen stark weiterentwickeln können. Ich wünsche mir natürlich, dass dies wahrgenommen wird». Der Jahresbericht 2021 lege darüber Zeugnis ab. Gleichzeitig erwarte sie, wertvolle Anregungen seitens der Gutachterinnen und Gutachter zu erhalten, «die uns einmal mehr für die weitere Entwicklung hilfreich sein werden. Darauf freue ich mich.» Bis 2023 will die UFL ihr strategisches Qualitätsmanagement zudem weiter ausbauen und stärken. Es berücksichtigt alle Leistungsbereiche der UFL und ist in die strategischen Ziele der UFL eingebettet.

 

Studierendenzahl erneut gestiegen

Trotz der pandemischen Lage mit ihrer Vielzahl an sozialen Beschränkungen verweist Dr. Gant nicht ohne Stolz auf die Fakten: Ihre Studierendenzahl konnte die UFL auch im Berichtszeitraum 2021 steigern, von 164 aus dem Vorjahr auf 176. Das Verhältnis der Doktorierenden verteilt sich dabei fast gleich: 91 von ihnen promovieren in der Rechtswissenschaftlichen Fakultät (Dr. iur.), 85 in der Medizinisch-Wissenschaftlichen Fakultät (Dr. scient. med.). 16 Doktorierende kommen aus Liechtenstein und stellen damit immerhin 10 Prozent aller Studierenden.

 

Tiefgreifende Veränderungen

«Wir hatten schon vor der Pandemie begonnen, ein hybrides Studienmodell zu entwickeln, gerade aufgrund unseres berufsbegleitenden Profils», begründet die Rektorin die rasche und unkomplizierte Umstellung während der Pandemie. «Wir hatten uns aber nur am Rande mit hybriden Arbeitsmodellen beschäftigt. Wir werden uns nun jedoch tiefgreifender verändern als wir es bis dato erkennen wollten. Wir werden – und entsprechend treiben wir die Entwicklung unseres Universitätsbetriebs voran – in bewusst gedachten und organisierten hybriden Strukturen forschen, lernen und arbeiten.» Auch die Wahrnehmung werde sich verschieben, ergänzt sie: «Nicht mehr die virtuelle Lehre ergänzt die klassische Vorlesung, nicht mehr das Homeoffice das Arbeiten im Büro, sondern der zur sozialen Interaktion

benötigte «Vor-Ort-Raum» wird die Remote-Entwicklung von Lehre, Forschung

und Arbeit unterstützen und erweitern. Dabei mache es die Überschaubarkeit der Universität erst möglich, enorm rasch auf Entwicklungen zu reagieren, sie als Chance zu sehen und Synergien zu nutzen.

In ihrem Rückblick zieht Dr. Barbara Gant denn auch ein überaus positives Fazit: Das wichtige Ziel, Forschung an der Universität weiter zu fördern, sei erreicht worden. «Wir werden als Institution der Lehre gesehen, wollen aber auch als Forschungsinstitution wahrgenommen werden.» Dafür gibt es allen Grund.

 

Forschung auf internationaler Bühne

So wurden unter anderem Vorarbeiten für zwei Labore geleistet, die im Verlauf des Jahres eröffnet werden. Zudem wurden zwei Institute – das Institut für Translationale Medizin (ITM), sowie das Institut für Rechtsvergleichung, Gesetzgebungswissenschaft und rechtswissenschaftliche Theoriebildung – etabliert. «Die kompakte Grösse der UFL verstehen die Forschenden als Besonderheit und Vorteil», erklärt der Co-Vorsitzende des Universitätsrats und international anerkannter Forschungsexperte, Prof. Dr. Harald Renz, anlässlich der Medienorientierung. Auch er unterstütze die UFL in ihrem Bestreben, die Forschungstätigkeit weiter auszubauen und auf der internationalen Bühne präsent zu bleiben.

Allein im letzten Jahr seien Forschungsprojekte lanciert worden, die gesellschaftlich relevant sind und international für Aufmerksamkeit sorgten: So führte das Institutsteam des ITM das Blutgruppen-Forschungsprojekt „Referenz-Genom Blutgruppen“ durch: Dabei handelt es sich um eine Art Bestimmungsbuch – ein einmaliges ultimative Nachschlagewerk für alle weltweit bekannten Blutgruppen-Varianten. Im April 2021 veröffentlichten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Labors Risch und der UFL die „COVI-GAPP-Studie“, an der über eintausend Probanden aus dem Fürstentum teilgenommen haben. Ein neues Projekt bezweckt die Erforschung der individuellen genetischen Veranlagung zur Bildung von Antikörpern, also der «humoralen Immunantwort». Bereits im Juni 2020, nur gut ein Vierteljahr nach Ausrufung der ersten Lockdowns, berichtete das ITM an der UFL gemeinsam mit anderen zur genetischen Prädisposition schwerer COVID-19-Fälle. Unter Beteiligung des Instituts erfolgte dann im renommierten Wissenschaftsjournal «Nature» im Juni 2021 (Epub) die Publikation einer Metaanalyse zur Kartierung der menschlichen genetischen Architektur der COVID-19-Erkrankung. Weitere Forschungsprojekt sind im Aufbau und entsprechende Forschungsgelder konnten teilweise bereits erfolgreich akquiriert werden. Abschliessend verwies er auf die über 10seitige Publikationsliste, welche dem Jahresbericht beigefügt ist. Insgesamt wurde allein im Jahr 2021 über 150 wissenschaftliche Arbeiten sämtlicher Forschenden, die an der UFL studieren, lehren, arbeiten oder über Drittinstitutionen mit der Universität assoziiert sind. Was das bedeutet, fasst Prof. Dr. Renz so zusammen: «Die UFL ist auch wissenschaftlich auf einem sehr erfolgreichen Kurs: Motivierte Doktoranden bearbeiten spannende und zeitgerechte Forschungsprojekte und Supervision von ausgewiesenen Experten. Dies führt dann auch zu sichtbaren Publikationen.»

Der vollständige 72seitige Jahresbericht 2021 der Universität ist unter www.ufl.li abrufbar.

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