Wenn aus Webmaschinen Bagger werden

Vor über 100 Jahren begann ein kleines Unternehmen in Liechtenstein mit der Produktion von Webmaschinen. Es war kein Kinderspiel, aber mit Leidenschaft, Mut und Erfindergeist gelang es dem Familienunternehmen immer wieder, die Herausforderungen zu meistern und seine Visionen zu verwirklichen. Heute gilt die KAISER AG als Technologie- und Marktführer – allerdings nicht für Webmaschinen, sondern für Mobil-Schreitbagger und Kanalreinigungsfahrzeuge.

Kein Berg ist ihm zu steil, kein Gelände unbezwingbar, keine Position scheint unmöglich. Die spinnengleichen Mobil-Schreitbagger der KAISER AG aus Schaanwald sind beinahe überall einsetzbar. Doch zum Produktportfolio des Traditionsunternehmens gehören heute nicht nur Bagger, sondern auch hochspezialisierte Fahrzeuge für Kanalreinigung und industrielle Entsorgung. Wenn Umweltthemen diskutiert werden, lohnt sich hier ein genauer Blick: Die nach individuellen Kundenanforderungen in Liechtenstein gefertigten Fahrzeuge sparen bis zu 24 Mio. Liter Wasser – pro Fahrzeug und Jahr. Eine ausgeklügelte Wasserrückgewinnungstechnologie macht es möglich. Mit dieser unglaublichen Menge an Wasser können 6.4 olympische Schwimmbecken befüllt oder der Wasserverbrauch einer 4-köpfigen Familie in Europa für 110 Jahre abgedeckt werden.

Facts, Facts, Facts

  • gegründet 1913 in Liechtenstein
  • Produktionsstandorte in Liechtenstein, Österreich (2001), Slowakei (2008), Finnland (KAISER EUR-MARK 2011), Italien (KAISER MORO 2014) und USA (KAISER PREMIER 2017)
  • Über 500 Mitarbeiter weltweit, davon 150 am Standort Liechtenstein
  • Die KAISER AG ist Technologie- und Marktführer bei Fahrzeugen für die Kanalreinigung und industrielle Entsorgung sowie bei Mobil-Schreitbaggern. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Schaanwald gilt in diesen Branchen als Synonym für innovative technische Lösungen.
  • Heute sind KAISER Fahrzeuge bereits auf 5 Kontinenten, in 116 Ländern und weit über 1000 Städten im Einsatz.
 

Mit Glaubwürdigkeit, Transparenz und Vertrauen zum Erfolg

Das Unternehmen, das der Liechtensteiner Josef Kaiser sen. im Jahre 1913 mit einem Patent für Webmaschinen begann, erfuhr seine erste Umorientierung bereits nach 10 Jahren. Als 1923 aufgrund der liechtensteinischen Zollunion mit der Schweiz die österreichischen Textilkunden wegbrachen, sattelte Kaiser aus purem Überlebenskampf auf Autotraktoren und eine generelle Reparaturwerkstätte um. In den 1950er Jahren gelang seinem Sohn Josef Kaiser jun. der Übergang vom Gewerbebetrieb zum Industrieunternehmen. Der leidenschaftliche Unternehmer und Erfinder bescherte der Firma eine ganze Reihe unterschiedlicher Produkte. Von Saugdruckfässern über Schlammsaugwagen bis hin zum ersten Bagger. Seine Vision war: technisch hoch komplexe Spezialfahrzeuge für Nischenanwendungen. Mit der Übernahme der Geschäftsführung durch Markus Kaiser, dem Enkel des Firmengründers, begann 2005 die systematische Internationalisierung des Unternehmens. Kann man unterschiedliche Generationen und Unternehmenssituationen wirklich miteinander vergleichen? Der heutige CEO bezeichnet sich selbst „nicht als Erfindertyp, aber ich verstehe genug von Technik, damit das Unternehmen weiterhin innovativ sein kann.“ Markus Kaiser weiss auch, dass Changemanagement zu seinen Stärken zählt, was ihm besonders zugutekommt, seit er mit seiner Internationalisierungsstrategie begonnen hat. „Das ist eine Herausforderung für ein mittelständisches Unternehmen, welches sich über Jahre systematisch kaum verändert hat und eine Branche, die sich seit Jahrzehnten quasi nicht bewegt hat“, erklärt der heutige CEO. Er baut auf Glaubwürdigkeit, Transparenz und Vertrauen: „Damit man versteht, wo ich hinwill und bereit ist, diesen Weg mit mir mitzugehen“, betont er weiter. Bei den ersten Firmenakquisitionen war die Unsicherheit unter der Belegschaft noch deutlich zu spüren. „Heute gehen wir diese Themen mit deutlich mehr Selbstvertrauen an“, so Kaiser.

  • S12, 4x4

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  • CV Series

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  • S22

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  • Elegance

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  • EcoCycler

    EcoCycler

Das Fürstentum Liechtenstein, die Heimat der KAISER AG, ist deutlich stärker industrialisiert als die meisten westlichen Industriestaaten. Erstaunlich ist die starke Diversifikation der Industrielandschaft. Der Branchenmix aus Maschinen-, Fahrzeug- und Gerätebau, Nahrungsmitteln, Dentalprodukten und Baugewerbe sorgt für wirtschaftliche Stabilität. Wie die KAISER AG haben sich auch andere liechtensteinische Industrieunternehmen zu internationalen Marktführern in ihren jeweiligen Branchen entwickelt. Gemeinsam stellen sie 40% der Arbeitsplätze im Land. Die Diversifizierung hat einen weiteren Vorteil: sie lässt einen branchenübergreifenden Austausch zu. „In der Industrie- und Handelskammer kennt man sich, man pflegt eine gewisse Offenheit und unterstützt sich gegenseitig. Zum Beispiel bei Internationalisierungsfragen. Man steht ja nicht in Konkurrenz zu einander – wie in einem Fachverband. Das macht die Zusammenarbeit sehr angenehm“, so der CEO.

Kulturelle Vielfalt leben

Die Arbeit in einem internationalen Unternehmen ist spannend. Nordeuropa, Südeuropa und neuerdings die USA. Wo gilt es kulturelle Unterschiede zu respektieren? Wann versucht man sich hinter kulturellen Unterschieden zu verstecken? Die Liechtensteiner Mentalität mittendrin ist hilfreich – nicht zuletzt, „wegen der Direktheit, mit der wir Themen ansprechen, weil wir das Andere schätzen und offen auf alles zugehen“ findet Markus Kaiser. Das Fürstentum hat heute mehr Arbeitsplätze als Einwohner. Knapp die Hälfte der Stellen kann durch die erwerbstätige inländische Wohnbevölkerung abgedeckt werden. Das bringt eine äusserst niedrige Arbeitslosenquote von etwas weniger als 2 % mit sich. Es bedeutet aber auch, dass jeden Tag rund 20'000 Arbeitnehmer aus dem benachbarten St. Galler Rheintal, aus Vorarlberg und dem süddeutschen Raum nach Liechtenstein pendeln. Schliesslich locken hier attraktive Jobs mit zeitgemässen Arbeitsbedingungen und interessanten Perspektiven. Im Industriesektor liegt der Pendleranteil mit 64% sogar noch etwas höher. Gute Fachkräfte sind immer ein Schlüsselthema, aber die KAISER AG sieht den Vorteil in ihren aussergewöhnlichen Produkten und einer moderner Fertigung ohne hochautomatisierte Produktionsabläufe. Bei KAISER AG entsteht ein Gesamtprodukt. Das wird geschätzt und fördert die Identität mit dem Unternehmen und den Produkten. „Der Mitarbeiter kennt den Kunden persönlich, der das Produkt kauft und nutzt, welches er hergestellt hat. Das gibt es nicht mehr oft. Dieser direkte Bezug motiviert und sorgt für die gewisse Emotionalität, welche uns ausmacht“, so Kaiser.

International und dennoch nah am Kunden

Natürlich nimmt mit der Internationalisierung die Komplexität zu. Die Integration von Menschen und Prozessen erfordert viel Zeit und Präsenz vor Ort. Denn auch modernste Informationstechnologien ersetzen den persönlichen Kontakt nicht. „Man darf nicht unterschätzen, dass Erfolg und Unternehmertum immer noch sehr stark von Menschen und einer persönlichen Kommunikation abhängen. Mit einer starken Vertrauensgrundlage erreicht man viel mehr. Ganz besonders, wenn Kulturunterschiede hinzukommen“, weiss Kaiser. Internationalität nutzen, heisst voneinander lernen. Best Practice umsetzen, Firmenwerte vermitteln und vom Austausch unterschiedlicher Personen in Innovations- oder Strategieworkshops profitieren. „Schliesslich geht es immer auch darum, etwas zusammenzubringen, das eine unterschiedliche Geschichte hat.“

Die Community

Da jeder Schreitbagger nur so gut ist, wie sein Fahrer und die komplexe Handhabung eines Mobil-Schreitbaggers an einen Helikopter erinnert, bietet KAISER AG seit 1985 entsprechende Fahrerschulungen für Anfänger und Fortgeschrittene an. In unregelmässigen Abständen wurde bisher bereits sechs Mal eine Schreitbagger-Olympiade organisiert, an der sich die Besten der Welt messen konnten. 2002 wurde ausserdem der Spyder Club gegründet: eine Plattform für professionelle Schreitbaggerfahrer. Dies in Anlehnung an „spider“, die englische Bezeichnung für Schreitbagger.

Durch seine Akquisitionen weiss Markus Kaiser inzwischen genau, in welchen Bereichen er besser ist als andere. Und das nutzt er. „Wir sind gross genug, um wirklich professionell arbeiten zu können und quasi die Branchenreferenz zu setzen aber immer noch von einer überschaubaren Grösse, um nicht in bürokratischen Prozessen Effizienz zu verlieren.“ Bei KAISER AG geht es um das Verständnis fürs Ganze. Von den Mitarbeitern wird Kompetenz im Kundenkontakt erwartet und sie müssen die Anwendungen des Kunden verstehen. „Es ist ein Unterschied, ob Sie lediglich das Produkt verstehen, oder ob Sie wirklich versuchen zu verstehen, was den Erfolg für den Kunden ausmacht“, erklärt der Unternehmer.

Wo geht die Reise hin?

„Das Unternehmen wird in fünf Jahren sicher anders sein. Manches kann man planen, anderes kommt als Opportunität“, erläutert Kaiser. Die Urbanisierung nimmt weltweit zu und mit ihr steigt der Bedarf an effizienter bzw. umweltfreundlicher Wartung der Infrastruktur. Mit seinen Umwelttechnologien hat KAISER AG einen echten Vorteil, denn Wasserrückgewinnung und Ökologie gewinnen weiterhin an Bedeutung. Asien steht auf der Agenda, doch bei dieser internationalen Weiterentwicklung gilt es den richtigen Moment abzupassen. Alternative Antriebsmöglichkeiten sind ein wichtiges Thema, zumal die von KAISER AG benötigte Leistung mit der heutigen Batteriekapazität noch nicht erreicht werden kann. Der Unternehmer wirkt gelassen: „Die Branche entwickelt sich und Möglichkeiten sind da. Ab und zu sind sie in schwierigen Zeiten sogar grösser. Das Glück winkt bekanntlich dem Tüchtigen. Wenn wir gut aufgestellt sind und einen sehr guten Job machen, haben wir die Chance, auch längerfristig eine Schlüsselrolle in unseren Branchen zu spielen und das Unternehmen konstant dynamisch weiterzuentwickeln.“

5 Fragen an Markus Kaiser

Welche Werte sind Ihnen in Ihrem Unternehmen wichtig?
Leistung und Professionalität. Hohe Ansprüche an die Unternehmensführung und an unsere Mitarbeiter, eine herausragende Leistung zu erbringen. Verbunden mit einer starken Balance von Kollegialität, Teamgeist und Vertrauen.

Was motiviert Sie?
Konstante Dynamik in der Organisation. Technologieführer zu sein, ist unsere DNA. Auch mit neuen Themen wie Digitalisierung voranzugehen und die Branche zu prägen.

Was bedeutet für Sie Erfolg?
Erfolg schafft die Möglichkeit für unternehmerische Freiheit. Aber Erfolg muss man sich täglich erarbeiten, man darf nicht bequem werden.

Welche Bedeutung hat Familienunternehmen?
Familienunternehmen haben bekanntermassen etliche Vorteile wie ihre langfristige Ausrichtung und vielfach eine stärkere Verankerung von wichtigen Werten. Aber auch ein Familienunternehmen braucht Professionalität in der Führung. Es verdient, dass die richtigen Persönlichkeiten mit den entsprechenden Erfahrungen an den richtigen Stellen sitzen. Es bringt nichts, jemanden in eine Situation zu bringen, die er fachlich nicht bewältigen kann.

Welchen Tipp haben Sie für junge Menschen?
Mut beweisen. Keine Angst haben, sich selbstbewusst dem Wettbewerb zu stellen. Leistung funktioniert nicht oberflächlich. Sie erfordert Einsatz mit Herzblut und echte Hingabe.

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