Liechtenstein kann Krypto-Tor nach Europa werden

Der neue einheitliche Krypto-Regulierungsrahmen der EU verschafft dem Finanzplatz Liechtenstein nach Ansicht von Fachleuten die Chance, zum Tor nach Europa zu werden. Warum das so ist, führen Clara Guerra und Armin Schmid in Interviews mit einer Sonderausgabe von „Wirtschaft regional" aus.

Clara Guerra, die Leiterin der Stabsstelle für Finanzplatzinnovation und Digitalisierung bei der Liechtensteinischen Landesverwaltung, ist sich sicher: „Was jetzt passiert, verändert die Spielregeln grundlegend.“ In einem Interview mit einer Sonderausgabe der vom Vaduzer Medienhaus publizierten „Wirtschaft regional“ unterstreicht sie die Bedeutung von MiCAR für den Finanzplatz Liechtenstein.

MiCAR (Markets in Crypto-assets Regulation), der einheitliche Regulierungsrahmen der EU für Krypto-Werte, tritt am 30. Dezember EU-weit in Kraft, Teile davon gelten bereits seit dem 30. Juni 2024. Für Liechtenstein muss das Regelwerk noch ins EWR-Abkommen übernommen werden und ist dann unmittelbar auch dort anwendbar. „Läuft alles nach Plan, wird das am 1. Februar 2025 der Fall sein“, so Guerra.

Dabei könne Liechtenstein auf zwei Wettbewerbsvorteile setzen: Zum einen war es das erste Land, das mit seinem Blockchain-Gesetz bereits 2020 einen umfassenden Rechtsrahmen geschaffen hat und könne damit nun auf dem Vorreiterstatus aufbauen. Zum anderen ist Liechtenstein anders als die Schweiz Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR). Dies verschafft den Liechtensteinischen Unternehmen einen diskriminierungsfreien Zugang zum europäischen Binnenmarkt mit über 450 Millionen Konsumentinnen und Konsumenten. Deshalb könne sich Liechtenstein laut Guerra „zum Tor zu Europa entwickeln, insbesondere für Unternehmen aus Ländern, die keinen direkten Zugang zum EU-Markt haben“.

Auch Armin Schmid, der CEO von Bitcoin Suisse (Liechtenstein), setzt auf eine zunehmende Vernetzung zwischen Liechtenstein und dem Crypto Valley in Zug, wo sein Unternehmen den Hauptsitz hat. „Jetzt haben wir die einmalige Chance, zwei starke Finanzplätze zu schaffen, die eng kooperieren und voneinander profitieren können“, sagt er gegenüber „Wirtschaft regional“. Diese Synergien bieten in seinen Augen „enormes Potenzial, um gemeinsam als führende Krypto-Hubs in Europa und darüber hinaus aufzutreten“. Beide Ländern könnten „gemeinsam Standards setzen, die nicht nur für Europa, sondern global als Vorbild dienen“.