Berge, Banken, Bohrmaschinen
25 Kilometer lang, 12 Kilometer breit, 160 Quadratkilometer groß: Liechtenstein liegt im Alpenmassiv zwischen Österreich und der Schweiz und somit mitten in Europa. Lange vor allem für seinen Finanzplatz bekannt, ist für das Fürstentum heute Nachhaltigkeit das zentrale Wirtschaftsthema. Auch Unternehmen wie Hilti, Hilcona oder Hoval stehen für die Transformation in Richtung ökologische und soziale Nachhaltigkeit.
Der Werkzeug- und Baugerätehersteller Hilti
Der Konzern gehört mit rund 32 000 Beschäftigten und 5,7 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2020 zu den größten Bohr- und Baumaschinenherstellern der Welt. Was ursprünglich für 2030 geplant war, will der Baugerätekonzern nun schon 2023 erreichen: CO2-Neutralität – und das global. Mittlerweile werden alle Hilti-Standorte weltweit mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen versorgt.
Dabei hat Nachhaltigkeit viele Gesichter: von zukunftsweisenden, grünen Technologien bis hin zu sozialer Nachhaltigkeit. 1996 wurde deshalb die Hilti Foundation mit dem Ziel ins Leben gerufen, benachteiligten Menschen ein unabhängiges und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Die Stiftung
unterstützt diverse nachhaltige Projekte in verschiedenen Bereichen auf der ganzen Welt, die sich nach einer gewissen Anlaufzeit selbst finanzieren, messbare Ergebnisse liefern und wiederholbar sein sollen. Die Stiftung wird finanziell vom Martin-Hilti-Familien-Trust und der Hilti-Gruppe unterstützt, die zwei Prozent des jährlichen Gewinns direkt in Stiftungsprojekte fließen lassen.
So verlassen bei dem Projekt „Habitat For Humanity“ beispielsweise Hilti-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter für ein paar Tage ihr gewohntes Arbeitsumfeld und helfen bei Wohnprojekten für Obdachlose. Bei „Day Of Caring“ arbeiten Hilti-Freiwillige in einer Tafel für Lebensmittelspenden oder einer Tierschutzstation mit, fahren Essen auf Rädern aus und beteiligen sich an Aufräumaktionen in der Nachbarschaft. Im Rahmen des Projektes „Base Builds“ werden unter anderem auf den Philippinen neue Bautechniken rund um den nachwachsenden Rohstoff Bambus erforscht und Einheimische darin geschult, diese Erkenntnisse beim Bau neuer Häuser anzuwenden. „Wir wollen unser Geschäft in fundamentaler Weise umweltschonender und mit einem positiveren Beitrag für die Gesellschaft betreiben“, resümiert Hilti-Chef Christoph Loos die Nachhaltigkeitsstrategie.

Der Nahrungsmittelhersteller Hilcona
Bei der klimaneutralen Herstellung von Lebensmitteln setzt das Unternehmen Hilcona seit zehn Jahren auf umweltfreundliche Energienutzung. Und seit dem vergangenen Jahr produziert der Unternehmensstandort Schaan klimaneutral. Thermische Energie bezieht Hilcona aus Abwärme und Strom aus Wasserkraft. „Wir sind angetreten, um gerade wegen unseres wirtschaftlichen Wachstums unsere Anstrengungen im Bereich Nachhaltigkeit weiter zu verstärken“, erklärt CEO Martin Henck: „Dazu gehören beispielsweise der bewusste Einsatz von sorgfältig angebauten und regionalen Rohstoffen, neue Produkte mit verbesserter Ökobilanz, umweltfreundliche Verpackungen und eine laufende Optimierung unserer Prozesse.“
Zu den Kunden von Hilcona gehören der Lebensmitteleinzelhandel, Restaurants, Verpflegungsunternehmen und die Industrie. „Wir haben eine eigene Abteilung, die sich mit der Optimierung der Verpackungen in allen Aspekten beschäftigt. Aktuell arbeiten wir an voll recyclingfähigen Verpackungen, das heißt alle Komponenten einer Packung bestehen aus einem Material. Zudem stellen wir viele Produkte auf Recycling-PET um. Andererseits entwickeln und verwenden wir Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen“, erläutert Henck.
Gleichzeitig will das Unternehmen die Verschwendung seiner Lebensmittel so weit wie möglich reduzieren. Dafür setzt der Hersteller auf moderne Prognosesysteme, effiziente Logistik und auf Weiterbildung. Was dennoch übrig bleibt, geht an soziale Einrichtungen wie die Caritas. Außerdem hat Hilcona gemeinsam mit dem Zürcher Umweltspezialisten Eaternity ein Programm für Speisepläne in der
Gemeinschaftsgastronomie entwickelt. Damit können CO2-Emissionen gegenüber der Standardverpflegung am Mittag um rund 60 Prozent reduziert werden.

Der Heizungs- und Lüftungshersteller Hoval
Die Hoval Gruppe entwickelt, produziert, vertreibt und betreut bereits seit 77 Jahren technologisch hochwertige Lösungen im Bereich Heizen, Kühlen und Lüften. Dem Claim „Verantwortung für Energie und Umwelt“ entsprechend setzt das Unternehmen vor allem auf klimafreundliche Lösungen, die mit Alternativenergie betrieben werden.
Hoval beschäftigt rund 2200 Mitarbeiter in 16 Ländern und exportiert Raumklima-Lösungen in viele weitere Länder. Dabei hat sich die Firma zu einem Komplettanbieter entwickelt, dessen energieeffiziente Anlagen zum Heizen, Kühlen und Lüften sich ideal miteinander kombinieren lassen. „In unseren Breitengraden brauchen wir rund ein Viertel der Energie für das Heizen von Gebäuden. Eine Sanierung alter, ineffizienter Heizungen bietet daher ein enormes Potential für den Klimaschutz“, erklärt Geschäftsführer Peter Gerner. Dabei sei das Vorurteil, Sanierungen würden sich wirtschaftlich nicht rechnen, überholt, fügt Geschäftsführer Fabian Frick hinzu. „Vor allem, wenn wir die Einsparungen über den kompletten Produkt-Lebenszyklus einrechnen. Unsere Technologie hat hier große Fortschritte verzeichnet.“
Die meistverkauften Lösungen von Hoval sind heute die Wärmepumpen, gefolgt von Gaskesseln, die auch mit umweltfreundlichem, regenerativem Gas betrieben werden können. „Schon in den Siebzigerjahren im Zuge der Ölkrise hat Hoval begonnen, auf nichtfossile Energieträger zu setzen“, erinnert sich Frick. „Bereits damals bauten wir Wärmepumpen und setzten von Anfang an auch auf Biomasse. Damals haben wir auch begonnen, das Geschäftsfeld ‚Energierückgewinnung‘ aufzubauen.“

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Der Beitrag "Berge, Banken, Bohrmaschinen" erschien in der Ausgabe vom 13. Januar 2022 der Frankfurter Allgemeine Zeitung.