75 Jahre Wirtschaftsverband LIHK
Die Liechtensteinische Industrie- und Handelskammer (LIHK) feiert 2022 ihr 75-jähriges Bestehen. Aber wie entstand die LIHK und was genau macht sie? Wir schauen uns den Wirtschaftsverband genauer an.
Die LIHK - Engagierter Wirtschaftsverband
Die Liechtensteinische Industrie- und Handelskammer (LIHK) engagiert sich als Wirtschaftsverband für die Entwicklung und Erhaltung von attraktiven Rahmenbedingungen für den Wirtschaftsstandort Liechtenstein. Dabei vertritt sie heute die wirtschaftspolitischen Interessen von rund 40 Unternehmen aus verschiedenen Branchen. Zu diesen zählen die meisten liechtensteinischen Industriebetriebe sowie einige Banken und andere Dienstleistungsbetriebe. Gemeinsam sind über 12`000 Mitarbeitende in Liechtenstein und etwa 60`800 Mitarbeitende in anderen 70 Ländern für die Mitgliederunternehmen tätig, welche eine Exportsumme von etwa 7,6 Milliarden Franken aufweisen. Ziel des Arbeitgeberverbandes ist die Schaffung von liberalen und marktwirtschaftlich geprägten Rahmenbedingungen für Wirtschaft und Industrie. Durch seine Arbeit leistet die LIHK einen aktiven Beitrag zur Förderung der Volkswirtschaft und ist ein kompetenter Ansprechpartner für Politik und Gesellschaft. Durch ihre Projekte und Initiativen hat der Wirtschaftsverband massgeblich zur Entwicklung neuer Möglichkeiten für den Wirtschaftsstandort Liechtenstein beigetragen, blickt jedoch auch auf bescheidene Anfänge zurück.
Langjährige Verbandsgeschichte
Bei der Gründung 1947 zählte die heutige Liechtensteinische Industrie- und Handelskammer (LIHK) 20 Mitglieder mit bescheidenen 1000 Arbeitsplätzen. Die Unternehmen stammten ausschliesslich aus dem industriellen Umfeld. Zum Zusammenschluss hatte die damals geltende Bestimmung geführt, wonach jeder Gewerbebetrieb Mitglied in einer Gewerbegenossenschaft zu sein hatte. Das damals jedoch sehr landwirtschaftlich ausgerichtete Liechtensteiner Gewerbe vertrat die Interessen und Anliegen der Industriebetriebe nicht genügend, welche besonders dem Export und somit dem Zugang zu ausländischen Märkten galten. So entschlossen sich diese im 1947 zur Gründung einer eigenen Industrievereinigung. Erster Präsident der damaligen Industriekammer war Gustav Ospelt, Gründer der Hoval Werke. Oberstes Ziel war der Erhalt einer "prosperierenden Wirtschaft und den sozialen Frieden", so die Gründungsurkunde. Konkrete Erfolge konnten bereits 1949 mit dem Gesamtarbeitsvertrag, heutiger LANV, für die Sektion Metallindustrie gefeiert werden. Ein weiteres zentrales Anliegen der LIHK war das Bildungswesen. So setzte sie sich für Aufklärungsvorträge über einzelne Berufsgruppen, Handfertigungskurse und Betriebsbesichtigungen ein.
5 Fragen an Brigitte Haas, Geschäftsführerin der LIHK
1. Was sind die wichtigsten Aufgaben und Ziele der LIHK?
Wir sind die Arbeitgebervertretung unserer Mitgliederunternehmen. Als solche setzen wir uns für die Positionierung Liechtensteins als stabiler und erfolgreicher Wirtschaftsstandort ein. Eine unserer Hauptaufgaben ist es, die von der Politik gesetzten Rahmenbedingungen immer wieder neu zu bewerten und durch unsere Arbeit die Bedürfnisse der Wirtschaft den politischen Entscheidungsträgern näherzubringen. Damit sichern wir die Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandorts Liechtenstein.
2. LIHK als Stimme der Wirtschaft. Was heisst das konkret? Wo und mit welchen Projekten setzt sich die LIHK ein?
Um die wirtschaftliche Attraktivität unseres Landes zu sichern, haben wir 2021 eine LIHK-Studie zur Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Liechtenstein erstellt. Zusammen mit der Vision 2025 für den Industriestandort gilt uns diese Studie als Leitfaden für Schwerpunkte der Zukunft. Seit jeher setzt die LIHK sich für die Bildung ein, wobei ein zentrales Thema das duale Bildungssystem ist. MINT – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – ist in Zeiten der Digitalisierung wichtiger denn je, um jungen Menschen zukunftsorientiertes Wissen zu vermitteln. Nachhaltigkeit ist ebenso ein wichtiges Thema, das wir seit vielen Jahren beispielsweise mit Mobilitätsprojekten vorantreiben.
3. LIHK zählt rund 40 Mitglieder. Welche Vorteile ergeben sich für ein Mitgliedsunternehmen?
Die Mitglieder profitieren in vielerlei Hinsicht. Unser direkter Austausch mit den politischen Entscheidungsträger:innen und unsere Mitarbeit in Fachgremien dient zum direkten Verständnis der Politik für die Anliegen unserer Mitgliedsunternehmen. Die Mitgliedsunternehmen profitieren vom Informationsaustausch innerhalb von LIHK-Fach-, Arbeits- und Projektgruppen, ebenso von exklusiven Impulsveranstaltungen. Wir als LIHK sind die zentrale und direkte Anlaufstelle für viele Fragen, insbesondere im arbeitsrechtlichen Bereich. Und in den Corona-Jahren dienten wir unseren Mitgliedern als Drehscheibe für Erstinformationen, Einzelabklärungen, Expertentreffen und vieles mehr.
4. Ausblick - Ein verrücktes Jahr liegt hinter uns. Was sind die Herausforderungen der LIHK in (naher) Zukunft?
An vorderster Stelle stehen derzeit die geopolitischen Herausforderungen, die die Weltwirtschaft und damit auch uns beschäftigen. Die Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema, dem wir uns in den nächsten Jahren noch intensiver widmen werden. Damit unser Standort konkurrenzfähig bleibt, versuchen wir auch, den Fachkräftemangel zu entschärften, indem wir die Bildung forcieren, auch auf eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf hinarbeiten oder auf die Erfahrung von älteren Mitarbeitenden setzen. Unterschiedlichste Themen, wie die Digitalisierung, die Energiepreise oder die Verzögerungen in den Lieferketten, stellen unsere Mitgliedsunternehmen weiterhin vor Herausforderungen.
5. Persönlich - Sie sind seit August 2019 GF der LIHK. Was gefällt Ihnen besonders an dieser Stelle und was würden Sie gerne ändern?
Die unglaubliche Vielfalt an Themen, die uns in der LIHK beschäftigen, die Internationalität unseres Wirtschaftsstandorts, der Austausch und die Vernetzung zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft und das Gefühl, mit der Arbeit der LIHK etwas zum Erhalt eines lebenswerten Liechtensteins beizutragen, und dann natürlich mein tolles, engagiertes Team. All das ist eine grosse Motivation. Ändern würde ich gerne die manchmal feststellbare Tendenz zu Einzelwegen. Als Verband sind unsere Mitglieder Teil eines grossen, starken Ganzen. So können wir gemeinsam für alle Unternehmen und für den Wirtschaftsstandort viel erreichen.
Im Fokus - LIHK macht sich stark für die Bildung
Der Schwerpunkt im Bereich Bildung liegt heute vor allem auf der dualen Berufsbildung und der Lancierung von Bildungsinitiativen der MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Im Folgenden sind ein paar dieser Initiativen und Projekte der LIHK aufgelistet:
- pepperMINT - Das Experimentier-Labor hat sich zum Ziel gesetzt, Schüler:innen auf eine spannende Weise an die MINT-Berufe heranzuführen und beim Entdecken, Erfinden und Erleben zu begleiten. Zudem werden unterstützende Techniken für Lehrpersonen hervorgebracht, um den Zugang zu diesen Fächern attraktiver zu gestalten.
- Next-Step - Die Bildungsinformationsoffensive zur Berufsberatung / -bildung zur Stärkung der liechtensteinischen dualen Bildungslandschaft. Projekte sind unter anderem die Webplattform next-step.li mit Informationen und Beratung rund um Aus- / Weiterbildung sowie die jährlichen next-step Berufs- und Bildungstage.
- Berufscheck.li - Ein gemeinsames Projekt mit der Wirtschaftskammer Liechtenstein zur Unterstützung von Jugendlichen bei der Berufsentscheidungsfindung, damit sie den Einstieg in ihr Berufsleben erfolgreich meistern. Angeboten werden neben den jährlichen BerufsCHECK-Wochen auch öffentliche Elternabende oder Berufsimpulse für Lehrpersonen.
- ArbeitsGruppe Industrie Lehre (AGIL) - Ein Gremium von neun Ausbildungsverantwortlichen aus LIHK-Industrieunternehmen für die Förderung des Lehrlingswesens und der Steigerung der Attraktivität der Industrieberufe in der Region.
- Wirtschaftswoche am Gymnasium - Jährliche Projekt- und Erlebniswoche für alle 6ten Klassen des Gymnasiums zur nachhaltigen Förderung des Interesses und Verständnisses für wirtschaftliche Zusammenhänge bei Jugendlichen.