Liechtenstein kann Vorbild bei Nachhaltigkeit werden
Der Finanzplatz kann zum Modell für eine nachhaltige Finanzwirtschaft in Europa werden. Das wurde am Bankentag deutlich, mit dem der Liechtensteinische Bankenverband seinen 50. Geburtstag gefeiert. Dabei geht Nachhaltigkeit über den Umgang mit dem Klimawandel hinaus.
Die Liechtensteiner Banken haben eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Landes gespielt, sagte Aussenministerin Katrin Eggenberger in ihrer Grussansprache am Bankentag. Langfristiges Denken sei ein Kennzeichen des Finanzplatzes. Das kam auch im Thema des Bankentags zum Ausdruck: in Generationen denken, nachhaltig handeln. „Nachhaltigkeit ist Teil des Mainstreams geworden“, sagte Hans-Werner Gassner, Präsident des Bankenverbandes (LBV). „Die Zeit ist nahe, in der nachhaltige Investitionen die Norm sein werden.“
Aus der Sicht von Tycho Sneyers von LGT Capital Partners geht Nachhaltigkeit inzwischen über den Ausschluss von Investitionen in bestimmte Firmen mit nicht-nachhaltigem Verhalten aus dem Portfolio hinaus. Viele Investoren wollten eine positive Wirkung erzielen. Dabei seien die 17 Ziele der nachhaltigen Entwicklung, welche die UNO-Mitgliedsländer 2015 verabschiedet haben, eine wertvolle Hilfe. Allerdings seien die meisten Investoren noch unsicher, wie sie diese Ziele konkret in ihre Arbeit integrieren könnten.
Reynier Indahl hat mit der von ihm gegründeten Fondsgesellschaft Summa Equity die Erfahrung gemacht, dass es eine klare Beziehung zwischen Nachhaltigkeit und Profitabilität gibt. Die in Nordeuropa tätige Fondsgesellschaft investiert gezielt in Themen des nachhaltigen Umbaus der Gesellschaft: Ressourceneffizienz, Gesundheitswesen und Technologie. Die Fondsgesellschaft ist 2016 mit der Hilfe der LGT und der Fürstenfamilie gestartet.
Liechtenstein kann aus der Sicht von Wim Mijs zu einem Massstab für eine nachhaltige Finanzwirtschaft in Europa werden. Das Land könne neue Modelle schneller umsetzen, sagte der CEO des Europäischen Bankenverbandes. „Liechtenstein ist ein Vorbild für Europa.“
Nachhaltigkeit geht über Umweltschutz und Klimawandel hinaus. „Wir dürfen die soziale Komponente nicht vergessen“, sagte LBV-Präsident Gassner. Er verwies auf die Liechtenstein Initiative zur Bekämpfung moderner Sklaverei und des Menschenhandels. Sie wird von Liechtenstein, den Niederlanden sowie Australien und auf der privaten Seite unter anderem vom LBV, der LGT und der Hilti Foundation getragen.
Christian Wenaweser, Liechtensteiner UN-Botschafter und Initiant der Liechtenstein Initiative, wies darauf hin, dass die moderne Sklaverei überall illegal sei und doch das profitabelste Verbrechen der Welt darstelle. Gesetzgebung allein helfe nicht. Es brauche eine enge Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und Wirtschaft. Daniel Thelesklaf, Leiter der Schweizer Meldestelle für Geldwäscherei und Mitglied der Kommission der Liechtenstein Initiative, wies darauf hin, dass ein Teil der Gewinne aus der Sklaverei in Höhe von 150 Milliarden Dollar in das Finanzsystem fliesse. Wenn man diesen Geldflüssen folge, komme man zu den Verbrechern selbst – und dafür braucht es die Zusammenarbeit mit der Finanzwirtschaft.